Ich bin zurück aus Wien und wieder in Berlin, voll mit neuen Eindrücken, gut erholt, tatendurstig und natürlich habe ich einen großen Koffer voller neuer Eindrücke im Gepäck.
Wien oder Berlin❓
Beide, wenn man mich fragt. Wien und Berlin kann man nicht vergleichen? Richtig! Natürlich ist jede der beiden einzigartig, jede hat ihre ganz eigene Persönlichkeit und ist auf ihre Art faszinierend. Genau das macht den Vergleich so spannend.
Sie haben bei allen Unterschieden auch vieles gemeinsam, beides sind Hauptstädte ihrer Länder, beide haben eine mehr oder weniger ruhmreiche Vergangenheit und waren mal größer. Können aber nicht nur stolz auf ihre Vergangenheit sein. Beide waren mal ein Kaiserreich und in beiden liebt man eine herzhafte und deftige Küche.
So ähnlich, doch voller Unterschiede
Nichtsdestotrotz unterscheiden sich Wien und Berlin aber auch sehr, das fängt schon mit der Sprache an. Deutsch ist doch hier und dort die Landessprache. Ja, das ist so, aber das heißt noch lange nicht, dass es die gleiche Sprache ist. Kaffee ist bei uns Kaffee, mit oder ohne Milch und Zucker, heute erweitert um die italienischen Spielarten. In Wien einfach einen Kaffee zu bestellen, kommt einem Sakrileg nah. Man bestellt einen kleinen Schwarzen oder einen großen (schwarzer Kaffee), einen kleinen Braunen (ein Mokka), einen Verlängerten (ein Mokka mit heißem Wasser gestreckt), eine Melange (mit Milchschaum), ein Franziskaner (Schlagsahne (-obers) statt Milchschaum) oder, oder. Für alle, die weiter in die Wiener Kaffeekunde einsteigen möchten, hier eine interessante Website).
Die Sprache ist, das haben wir geklärt, gleich, aber doch ganz anders. Lady Ela hat sich dabei ganz schön zum Äffchen gemacht. Meine Tochter war arbeiten, ich empfing den Schornsteinfeger (dort: Staubfangkehrer). Er bat mich um ein „Stockerl“, einen Stock hatte ich aber nicht, pfiffig, wie ich nun mal zu sein glaube, brachte ich ihm stattdessen den langen Schuhanzieher von I***A. Der Mann lachte Tränen, bevor er mich darüber aufklärte, dass ein Stockerl eine Leiter ist. Es gibt unzählige Beispiele, ein Polster ist ein Kissen, ein Kasten ein Schrankfach, ein Sackerl eine Tüte und Paradeiser sind Tomaten. Ich könnte hier endlos weitermachen, es gibt sogar ein deutsch-österreichisches Wörterbuch).
Was zeichnet Wien aus❓
Wien, diese Stadt ist in weiten Teilen einfach wunderschön. Ich bin die meiste Zeit mit offenem Mund durch die Stadt gelaufen und habe alle 20 Sekunden gedacht. ‚Oh, mein Gott ist dieses Haus schön, ist dieser Park zauberhaft, ist diese Aussicht unglaublich. Einer der Gründe, Wien wurde im zweiten Weltkrieg kaum zerstört. Laut der Aussage eines Stadtführers (von dieser Tour erzähle ich ein anderes Mal) wurden ca. 20 bis 30% der Stadt zerstört. Ich halte das für übertrieben . Denn an jedem Haus das schwerer beschädigt wurde, befindet sich eine Plakette, auf der steht: Dieses Haus wurde im zweiten Weltkrieg beschädigt und mit den Mitteln der Stadt Wien wieder aufgebaut. Wollte man das in Berlin tun, sollte man sich eher dazu entscheiden an Häuser folgende Plakette zu hängen: Dieses Haus wurde im zweiten Weltkrieg nicht zerstört und nicht beschädigt. Das wäre mal eine sehr sparsame Möglichkeit. Berlin war über weite Flächen eine Mischung aus Ruinenbergen und Nichts.
Besonders interessant ist in Wien die Vielfalt der Baustile, die in friedlicher Koexistenz harmonisch nebeneinanderstehen. Barockbauten neben gotischen Gebäuden und solchen, die ihren Ursprung in der Renaissance haben und sehr viel Jugendstil. Alles zusammen ist atemberaubend und überwältigend. Leider neigen wir Deutschen zum Perfektionismus und machen manchmal zu viel. Die Bauwerke werden so authentisch restauriert, dass ihnen dann das Leben fehlt, sie ‚unecht‘ wirken. Da ist man uns in Österreich voraus, in Wien gibt es Veränderungen an Fassaden, die mir nicht gefallen, aber vieles davon ist wieder rückbaubar und bedeutet nur, es wurde den Bedürfnissen seiner Bewohner angepasst. Beispielsweise wurden in der Altbauwohnung meiner Tochter zur Unterteilung Leichtbauwände eingezogen, aber das wunderschöne alte Parkett und die Türen erhalten.
Die lebenswerteste Stadt der Welt❣️
Nicht umsonst wurde Wien in diesem Jahr zum vierten Mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt. Richtig gut gefällt mir auch die Nähe der Sehenswürdigkeiten zueinander. Vieles kann man erlaufen oder man setzt sich für ein paar Stationen in die Straßenbahn (hier: Bim), die quasi überall fährt. Hier ein paar Eindrücke meine ersten Besuches:



















Icke bin eine Berlinerin
Berlin ist ebenfalls eine faszinierende Stadt, mit vielen alten Bauwerken, alt und neu, renoviert und unsaniert. Am aufregendsten aber ist wohl die neue Architektur gepaart mit historischen Grundlagen. In dieser Hinsicht gibt es viel zu sehen. Sei es nun das Reichstagsgebäude oder der Wiederaufbau des Stadtschlosses (Humboldt Forum) oder auch die Hochhäuser am Potsdamer Platz. Das Stadtschloss wurde ‚nur‘ wieder aufgebaut, dass aber auf neue und spannende Art und Weise. Der Architekt Franco Stella hat, so wurde mir erzählt, beispielsweise für die moderne Ostseite (die ihm modern vorgegeben wurde) des Gebäudes einen ganz besonderen Kniff gewählt. Sie orientiert sich für die Moderne an einem Gebäude des klassischen Altertums, nämlich dem Tempel der Hatschesput im Tal der Könige in Ägypten. Dieser ist ja auch erst ca. 3.500 Jahre alt, daher natürlich sehr modern. Das ist nur eines der vielen kleinen versteckten Geheimnisse dieser Stadt.
Eine Stadt, ein Wort
Sollte ich Berlin mit nur einem Wort beschreiben, würde ich ‚Spannend‘ wählen. Auch weil es so viele versteckte Ecken gibt, die entdeckt werden wollen, so viele Geheimnisse, die gut verborgen sind. Gerade in dieser Woche habe ich vielleicht 150 bis 200 m von meiner Wohnung entfernt, in der ich seit sieben Jahren lebe, ein U-Bahn-Bogen-Idylle per Exzellente entdeckt.










Mein Wort für Wien wäre wohl ‚schön‘, auch wenn diese Stadt natürlich viel mehr zu bieten hat als Schönheit. Auch in ihr gibt es viel interessantes zu entdecken. So gibt es beispielsweise echte Wandergebiete in der Stadt, dass man in wenigen Minuten mit der Bim erreicht. Dazu und zu meiner Tour auf den Leopoldsberg gibt es mehr in einem späteren Post.
Am meisten fasziniert hat mich der Kunstreichtum dieser Stadt und ihre Schlösser. Ela ist nicht nur Lady im Herzen, sondern auch Prinzessin. Auch wenn ich damit mir selbst vorgreife, besuche, wenn du in Wien bist das (obere) Belvedere mit seinen vielen Werken des großen Malers Klimt.








Das soll es heute erst einmal gewesen sein mit Wien und Berlin, aber ich komme zurück auf diese beiden so interessanten Städte und werde viel mehr von ihnen berichten.