Eine endlose Geschichte oder gibt es ein Leben nach dem Verlust?
14 Monate sind seit dem Tod meiner Mutter, mit der ich alles in allem rund 50 Jahre zusammengelebt habe, seit sie bei uns zu Hause und in den Armen meiner Tochter und mir gestorben ist, vergangen. Es ist an der Zeit, mal wieder ein Update zu geben. Über die schlimmen Zeiten der Trauer habe ich hier und hier berichtet. Zuletzt zum Ende des sogenannten Trauerjahres. Alle Beiträge zum Thema findest du hier.

Nun ist es ja nicht so, dass nach 12 Monaten jemand einen Knopf drückt und alles ist gut und das Gefühl der Trauer vorbei. In dieser Hinsicht muss ich leider alle Hoffnungen zerstören. In meinem Herzen ist noch immer große Trauer, aber – und das ist die gute Nachricht – sie ist nicht mehr allgegenwärtig, sondern auf einmal aus dem Nichts heraus einfach da. Ausgelöst durch ein Foto, einen Geruch, ein Lied oder eine Erinnerung. Man lernt damit zu leben, die Wut ist verschwunden, ein Stück Traurigkeit bleibt. Das finde ich aber nicht schlimm, denn irgendwie wäre es doch auch traurig, wenn man einen geliebten Menschen einfach so ad Akta legen könnte. Dieser leise Schmerz ist ein Begleiter, man gewöhnt sich an ihn, er gehört einfach dazu (bis jetzt).
Ein neues Leben
Die Gegenwart des Schmerzes hindert aber nicht daran, sich ein neues Leben aufzubauen. Meine Mutter hätte mich für komplett verrückt erklärt, würde ich mich die weiteren 20, 30 oder 40 Jahre meines Lebens ins Wartezimmer zum Krematorium setzen. Das wichtigste für einen Neubeginn, das habe ich aus meinen Trauergruppen gelernt, sowohl durch positive, aber auch durch negative Beispiele gelernt:
Loslassen, sich nicht an die Trauer zu klammern und an den Status als Trauernde
Icke
Viele werden jetzt denken, dass man das nicht steuern kann, ich denke man kann. Dazu muss man sich ab und an kräftig in den Allerwertesten treten und über den eigenen Schatten springen. Auch Glück muss man zulassen! Es heißt auch mal loszugehen, wenn man sich viel lieber vergraben möchte, mit Menschen reden, wenn man doch lieber in seiner Einsamkeit baden würde.
In den ersten Monaten konnte ich einfach nicht allein sein, war ich es doch, lief quasi rund um die Uhr der Fernseher, ich zog mir irgendwelche Serien rein. Das ging solange, bis ich in der Nacht wach und mir bewusst wurde , dass ich die Serien nachts weiterträume. Klingt das gesund? Nein, fand ich.
Wirklich hilfreiche Seiten sind Trauernetz.de und Trauer.de
Wann kann ich wieder fühlen?
Das aller größte Problem war für mich die Unfähigkeit, überhaupt etwas zu empfinden, bis auf diese kleine Traurigkeit. In mir war alles dumpf und leer. Meine Tochter gab sich so große Mühe mir kleine und größere Freuden zu machen, gab mir Anregungen. Auch viele andere Menschen waren sehr, sehr lieb zu mir. In mir jedoch blieb alles leer, egal was immer ich tat. Freude täuschte ich vor, Wut ebenso, jedes starke Gefühl. Denn wirklich empfunden habe ich nichts.
Ich bin der größte Reisekoffer auf Erden, etwas schöneres als unterwegs zu sein gibt es für mich nicht. Eigentlich. Ich war viel unterwegs mit meiner Tochter, aber auch allein. Manchmal war das ein kleines Gefühl der Freude, aber Glück, nein.










Meine Reisen findest du hier
Wie ich erzählt habe, kam für mich in diesem verflixten Jahr weiteres dazu, riesige Probleme in Job, ein Vorgesetzter, für den Empathie ein Fremdwort war sowie gesundheitliche Probleme, die lebensverändernd waren. Mich überforderte das alles zusammen komplett und im Grunde wollte ich nur noch vor dem Fernseher sitzen und nur nicht denken. Zum Glück lies meine Tochter das nicht zu, sie scheuchte mich geradezu, manchmal war sie echt lästig. Dafür bin ich ihr heute sehr dankbar. Nicht alles interessierte mich, aber diese Dinge kann man ja auch wieder lassen.
Ein wirklich schwieriges Thema waren und sind Freundschaften. Da sind zwei Freundinnen, die ich schon sehr lange habe und einen jungen Mann, der genau in dieser Phase wieder in mein Leben getreten ist und zu einem echten Freund wurde. Dazu kommen meine Schreibfreundinnen, die mir mehr und mehr ans Herz wachsen. Die meisten Menschen mit denen ich mich gelegentlich treffe würde ich als gute Bekannte katalogisieren. Muss man aber überhaupt eine Schublade finden? Ich denke, nicht wirklich und was nichts ist, kann ja noch werden.